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Allgemein
17.12.2024

Batteriespeichermarkt im Wandel: Rückblick auf 2024 und die Trends für 2025

Lesedauer:
6 min

Der Zubau von Batteriespeichern in Deutschland steigt rasant. Bundesweit sind inzwischen Anlagen mit zusammen mehr als 1,9 Gigawattstunden Speicherkapazität (Stand November 2024) im Einsatz. Allein in den ersten neun Monaten des Jahres 2024 wurde die Speicherkapazität um fast ein Drittel gesteigert – ein dynamischer Zuwachs, der die immense Bedeutung und die dringende Notwendigkeit unterstreicht, die Infrastruktur für Energiespeicher weiter auszubauen.
Batteriespeicher sind ein unverzichtbarer Schlüssel für eine nachhaltige Energieversorgung. Großbatteriespeicher schaffen dabei insbesondere die Grundlage, um die schwankende Einspeisung erneuerbarer Energien effizient ins Netz zu integrieren, Lastspitzen auszugleichen und die Netzstabilität zu sichern.  

Dieser Artikel bietet einen Rückblick auf die wichtigsten Entwicklungen des Jahres 2024 und beleuchtet, welche Trends und Chancen 2025 für die Batteriespeicherbranche bereithält.  

Rückblick auf 2024: Die wichtigsten Entwicklungen

Das Jahr 2024 war für die Batteriespeicherbranche in Deutschland ein Jahr geprägt von starker Expansion und Umsetzung. Deutschland hat sich endgültig als führender Markt für stationäre Großbatteriespeicher in Europa etabliert – ein Ergebnis von technologischen Fortschritten, politischem Umsetzungswille und der stetig steigenden Nachfrage durch den weiter fortschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit Investitionszusagen in Milliardenhöhe und einer wachsenden Zahl baureifen und angekündigten Projekte zeigte die Branche eine beispiellose Dynamik.

Entwicklungen des Marktes

Schon der Jahresbeginn hat dafür den Rahmen abgesteckt: Der französische Multi-Energie-Konzern TotalEnergies übernahm Kyon Energy und kündigt an, mehrere Milliarden Euro in den Ausbau von Speicherlösungen in Deutschland zu investieren. Dieser Schritt markiert nicht nur den Eintritt eines weiteren globalen Players in den deutschen Markt, sondern zeigt auch, dass die Branche erwachsen geworden ist und als stabile und wachstumsstarke Zukunftstechnologie gilt.

Kyon Energy selbst konnte seine Projektpipeline deutlich ausbauen, wichtige Genehmigungen für neue Standorte sichern und Investitionen im Gigawattmaßstab ankündigen. Dieser Expansionsdrang war keineswegs auf einzelne Unternehmen beschränkt. In der gesamten Branche wurden zahlreiche neue Batteriespeicherprojekte angekündigt und Bauarbeiten für die ersten Speicher im dreistelligen Megawattbereich gestartet. Bis Oktober 2024 wurden mehr als 160 Gigawatt Anschlussleistung durch Netzanschlussanfragen für Batteriespeichersysteme (BESS) allein auf der Übertragungsnetzebene angefragt – eine Zahl, die den enormen Zuwachs in der Branche verdeutlicht. Selbst wenn nur ein Bruchteil dieser Projekte realisiert wird, könnte dies das Energiesystem nachhaltig verändern. Auf Verteilnetzebene dürfte, trotz der geringeren Anschlussleistungen, die Anzahl der Anfragen noch um ein Vielfaches höher liegen.

Richtig eingesetzt, hat der Hochlauf von Großbatteriespeichern Potenzial, den notwendigen Netzausbau zu verringern, Strompreise zu stabilisieren und unsere Netzstabilität zu verbessern. Aktuellen Studien zufolge könnten Großbatteriespeicher bis 2030 einen volkswirtschaftlichen Mehrwert von zwölf Milliarden Euro generieren und den Bedarf an neuen Gaskraftwerken um bis zu neun Gigawatt reduzieren. Zudem könnten sie im Jahr 2030 rund 6,2 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen einsparen.

Regulatorik

Die Bedeutung von Großspeichern für die Energiewende wurde über viele Jahre hinweg im politischen Raum erheblich unterschätzt. Obwohl der Gesetzgeber in den vergangenen Jahren punktuelle Fortschritte erzielt hat, fehlt nach wie vor eine umfassende Strategie, die die Rolle von Speichern als essenziellen Bestandteil und eigene Säule des Energiesystems klar definiert.

Teilerfolge im Kontext der regulatorischen Rahmenbedingungen und stark sinkender Investitionskosten von Speichertechnologien prägen den Hochlauf von Großspeichern in Deutschland. Diese Entwicklungen tragen nun spürbar Früchte: Die rasant steigenden, rein marktgetriebenen Zubauraten zeigen eindrucksvoll, wie unverzichtbar die Technologie für die Energiewende geworden ist. Dies hat dazu geführt, dass Großspeicher zunehmend auf der politischen Agenda an Bedeutung gewinnen und als Schlüsseltechnologie für die Energiezukunft wahrgenommen werden.

Die regulatorischen Entwicklungen im Jahr 2024 verdeutlichten sowohl Fortschritte als auch anhaltende Herausforderungen. Positive Signale setzten Maßnahmen wie die Verlängerung der Netzentgeltbefreiung, Anpassungen des Netzentwicklungsplans und die Einführung der Stromspeicher-Strategie zur Förderung von Batteriespeichern. Eine Verbesserung brachte auch das Solarpaket 1: Speicher-Netzanschlussanfragen werden künftig nicht mehr nachrangig gegenüber erneuerbaren Energien behandelt. Mit der Verabschiedung des Jahressteuergesetzes im November 2024 wurde außerdem nochmal ein wichtiges Zeichen für Speicher gesetzt: Speicher sind nun, genauso wie erneuerbare Energien verpflichtet, 90% der Gewerbesteuer am Speicherstandort zu entrichten. Das trägt deutlich zu der gesellschaftlichen Akzeptanz für den Speicherhochlauf bei.  

Gleichzeitig wurde das Jahr von intensiven Diskussionen über die Anpassung von Marktmechanismen am Großhandelsmarkt geprägt, insbesondere durch Ankündigungen zur Einführung eines Kapazitätsmarktes und -mechanismus. Deren geplante Ausgestaltung wirft jedoch weiterhin viele Fragen auf und sorgt für Unsicherheiten in der Branche.  

Nicht alle politische Zusicherungen konnten auch umgesetzt werden. Um langfristige Investitionssicherheit zu schaffen und administrative Hürden abzubauen, sind dringend konkrete Schritte erforderlich. Absichtserklärungen müssen in klare Maßnahmen mit verbindlichen Zeitplänen überführt werden, damit die regulatorischen Rahmenbedingungen den dynamischen Ausbau von Batteriespeichern nachhaltig unterstützen können.

Technische Fortschritte

Neben den projektbezogenen und regulatorischen Fortschritten erlebte die Energiespeicherindustrie im Jahr 2024 eine deutliche technologische Weiterentwicklung und Professionalisierung. Es werden Branchenstandarts und Speicherspezfisiche Normen von Netzbetreibern entwickelt, welche den Bau und Einsatz von Speichern einheitlicher und damit leichter umzusetzen machen. Zum Beispiel sind Batteriespeichersysteme in standardisierten 5-MWh-Containern mittlerweile weit verbreitet. Das führt dazu, dass die Projekte deutlich kompakter erbaut werden können. Die zunehmende Standardisierung erleichtert die Skalierung, und Planung von Projekten.

Der Markteintritt neuer Hersteller hat sich verlangsamt, während etablierte Unternehmen ihre Produktionskapazitäten erheblich ausgebaut haben, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Gleichzeitig führte ein spürbarer Rückgang der Batterie-Zellpreise – bedingt durch Überkapazitäten in der Produktion – zu günstigeren Marktbedingungen. Fortschritte in der Energiedichte der Batterien deuten zudem auf leistungsstärkere und effizientere Systeme in naher Zukunft hin.

Trotz dieser positiven Dynamik bleibt der Zugang zu kritischen Hochspannungskomponenten wie Transformatoren eine zentrale Herausforderung. Diese Engpässe könnten die Umsetzung einiger Projekte verzögern und machen innovative Ansätze zur effizienten Nutzung vorhandener Komponenten und Optimierung der Lieferketten dringend erforderlich.

Prioritäten und Trends 2025: Wohin geht die Reise?

Das Jahr 2025 verspricht wegweisend für die Batteriespeicherbranche zu sein und sowohl technologische als auch regulatorische Herausforderungen und Chancen bieten. Die Branche wird sich darauf konzentrieren, ihre Rolle als Eigenständige Säule der Energiewende auszubauen, die Effizienz in Projektplanung und –umsetzung zu steigern und die offenen regulatorischen Fragen, wie Baukostenzuschüsse oder den Einsatz von Speichern im Redispatch zu schließen, um ihren Beitrag zur Energiewende weiter auszubauen.

Wichtige Entwicklungen in der Branche

Einer der größten Fortschritte wird die Inbetriebnahme der ersten Großprojekte mit dreistelligen Megawatt-Leistungen sein, die einen wichtigen Meilenstein für die Skalierung der Speichertechnologie darstellen. Diese Projekte sind ein bedeutendes Signal für die Marktstabilität und Investitionsbereitschaft in diesem Bereich.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der erwartete Tiefpunkt bei den Lithium-Preisen im Jahr 2025. Diese Entwicklung bietet der Branche eine Gelegenheit, künftige Projekte zu attraktiven Konditionen abzusichern. Diese attraktiven Bedingungen ermöglichen es auch, trotz der umkämpften Marktes rund um Hochspannungstechnik Projekte zu sicher, und deren frühzeitige Inbetriebnahme sicherzustellen.  
Um die wachsende Nachfrage zu bedienen, wird außerdem die Sicherstellung ausreichender Kapazitäten für sogenannte Long-Lead-Items wie Transformatoren und Netzanschlüsse eine hohe Priorität haben. Diese Komponenten sind entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung neuer Speicherprojekte, stellen jedoch aufgrund von Lieferengpässen eine Herausforderung dar.

Regulatorische Herausforderungen und Weichenstellungen

Auf regulatorischer Ebene werden 2025 klare und stabile Rahmenbedingungen essenziell sein, um die Dynamik der Branche aufrechtzuerhalten. Während die Branche weiter wächst und an Bedeutung gewinnt, sind klare, faire und langfristige Regelungen notwendig, um Investitionssicherheit zu schaffen und die Integration von Speichern in das Energiesystem effizient zu gestalten. Dabei stehen folgende Prioritäten im Fokus:

Schutz der Marktmechanismen

Ein zentraler regulatorischer Schwerpunkt liegt auf der Sicherstellung unverfälschter Marktpreissignale am Großhandelsmarkt. Insbesondere eine überhastete Abkehrt vom Energy-Only-Markt (siehe Blogbeitrag) das Risiko, Marktmechanismen zu verzerren und die wirtschaftliche Attraktivität von Batteriespeichern zu gefährden. Daher ist es essenziell, regulatorische Maßnahmen mit Bedacht zu gestalten, um Fehlanreize (wie zu hohen Ausbau subventionierter Erzeugungskapazitäten) zu vermeiden und die die Marktintegrität zu wahren.  

Klarheit bei Baukostenzuschüssen (BKZ)

Noch immer stellen Baukostenzuschüsse ein erhebliches Hindernis für Großbatteriespeicher dar. Diese Gebühren können viele Bauvorhaben finanziell unrentabel machen und dadurch gänzlich verhindern. Dabei ist die Erhebung des BKZ auf Basis des sog. Leistungspreismodells, welches für Verbraucher entwickelt wurde, bei netzgekoppelten Speichern wie denen, die auch Kyon Energy entwickelt und betreibt, nicht gerechtfertigt. Stand-alone Speicher sind in Ihrem Verhalten strukturell unterschiedlich zu dem Verhalten eines Endverbrauchers. Durch die Teilnahme an Systemdienstleistungen tragen sie dazu bei, mehr erneuerbare Energien anzuschließen, und können zur Entlastung der Netze beitragen, statt sie zusätzlich zu belasten. Hier braucht es dringend eine rechtliche Klärung durch den Bundesgerichtshof, welche Klarstellt, dass Speicher nicht gleich mit Verbrauchern zu behandelt sind.  

Die Bundesnetzagentur hätte bereits 2024 ein geordnetes Verfahren über eine Festlegung zu Speichern anstoßen können, das für alle Klarheit geschaffen hätte. Stattdessen hält sie weiter an der Rechtsbeschwerde gegen das Urteil des OLG Düsseldorf fest und stuft in Ihrem Positionspapier zur Erhebung von Baukostenzuschüssen unterschiedslos als Letztverbraucher ein. Diese Praxis verhindert ein effizientes Maß an Speicherzubau und führt somit zu Ineffizienz im Gesamtsystem.

Langfristige Planung der Netzentgeltbefreiung

Die Netzentgeltbefreiung für Batteriespeicher ist ein weiterer zentraler Punkt, der dringend geregelt werden muss. Aktuell gilt die Regelung bis zum 4ten August 2029, doch bereits 2025 müssen die Weichen für eine Verlängerung gestellt werden. Ohne frühzeitige Klarheit droht eine erhebliche Verlangsamung der Projektentwicklung, da nur wenige Vorhaben, die nach 2025 starten, rechtzeitig vor 2029 abgeschlossen werden könnten, um von der Befreiung zu profitieren. Besteht diese Unsicherheit fort, könnte die Branche ab 2025 gezwungen sein, sich ausschließlich auf bestehende Projekte zu konzentrieren, was die Marktdynamik stark beeinträchtigen würde. Eine schnelle und verbindliche Entscheidung ist daher essenziell, um Investitionssicherheit zu schaffen und das Wachstum der Speicherbranche langfristig zu gewährleisten.

Technologische Fortschritte

Technologisch wird 2025 von Fortschritten in der Energiedichte der Batteriezellen geprägt sein. Während aktuell 5-MWh-DC-Container im 20-Fuß-Format der gängige Standard sind, zeigt der Trend klar in Richtung noch höherer Kapazitäten. So könnten schon bald Container mit 6-, 7- oder sogar 8-MWh-Kapazitäten flächendeckend verfügbar sein. Parallel dazu werden Batteriezellen immer größer und leistungsfähiger: Während aktuell 314-Ah-Zellen die Norm sind, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis Zellen mit einer Kapazität von über 500 Ah regulär zum Einsatz kommen.

Trotz des Fokus auf Innovationen bleiben LFP-Batterietechnologien die dominierenden Umsetzungsvariante von Batteriespeichern. Alternative Technologien, wie NAS-Batteriezellen erscheinen weniger gut für die aktuellen genehmigungsrechtlichen und marktspezifischen Rahmenbedingungen in Deutschland geeignet. Es zeichnet sich eine Konsolidierung und Optimierung der bewährten Lithium-Eisenphosphat-(LFP)-Technologie ab, die aufgrund ihrer Sicherheit, Kostenstruktur und Leistungsfähigkeit weiterhin die bevorzugte Wahl bleibt. Ein weiterer wichtiger Trend ist der zunehmende Einsatz von AC-Containern, bei denen die Wechselrichter direkt im Batteriecontainer integriert sind, was Installation und Betrieb erheblich vereinfacht.

Fazit: Ein Jahr der Transformation

2025 wird für die Energiespeicherbranche ein Jahr der Transformation. Die Inbetriebnahme großer Projekte, technologische Innovationen und entscheidende regulatorische Weichenstellungen werden bestimmen, ob die Branche ihre dynamische Entwicklung fortsetzen kann. Mit den richtigen Rahmenbedingungen und einem klaren Fokus auf Innovation und Effizienz könnte 2025 ein Wendepunkt sein, der die Rolle von Batteriespeichern als Schlüsseltechnologie der Energiewende nachhaltig stärkt.

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